„Industrie 4.0“ war das alles bestimmende Thema auf der Hannovermesse 2015. Das 9. Deutsch-Japanische Wirtschaftsforum im Rahmen der Messe stand im Zeichen des Dialogs und der Kooperation bei dieser „vierten Revolution der Industrie“. Das Interesse war enorm.
Tokyo, AHK Japan / Die Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan (AHK Japan) und deutsche Unternehmen vor Ort beobachten seit langem, dass Japan mit großem Interesse auf Deutschland und seine Initiative „Industrie 4.0“ blickt. Beide Länder und deren Unternehmen stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie Kostendruck durch Wettbewerb aus Schwellenländern, Globalisierung und dem demografischen Wandel. „Das Rückgrat beider Länder ist eine innovative und exportorientierte Industrie“, betonte Uwe Beckmeyer, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, zur Eröffnung des Forums. „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen diese Industrien stets ganz vorne mitspielen“, ergänzte Manfred Hoffmann, Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Japan, „und beide tun dies.“
Umso mehr sahen viele deutsche Unternehmen und Institutionen in Japan bislang mit Unverständnis, dass das Land bei den Diskussionen um „Industrie 4.0“ in Deutschland kaum Beachtung findet. Damit gingen nicht nur wertvolle Potenziale einer Zusammenarbeit, sondern auch wesentliche Elemente für die Weiterentwicklung der Initiative verloren, analysiert Hoffmann. „Das Deutsch-Japanische Wirtschaftsforum auf der Messe war ein guter Schritt, dies zu ändern“, so der Delegierte. Mit über 380 Gästen verzeichnete das Forum einen Besucherrekord. Das zeige, wie enorm groß das Interesse an deutsch-japanischem Austausch unter den involvierten Playern ist.
Experten aus Industrie und Forschung beider Länder stellten am Mittwoch Innovationen und Strategien im Bereich „Industrie 4.0“ vor und erörterten Chancen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit.

Zwar sind die deutsch-japanischen Beziehungen in diesem Bereich vordergründig in weiten Teilen von Wettbewerb geprägt. Zudem zeigen sich durchaus große
Unterschiede in den Herangehensweisen an das Thema. Dennoch gibt es viele komplementäre Stärken, Schwächen und Herausforderungen. Sie bieten Potenzial für Kooperation auf Ebene der Unternehmen, Wissenschaft und Politik.
Das sorge für einen großen Bedarf an Information und Austausch, erklärte Dr. Kazuhiro Kusunoki vom Elektronikkonzern Mitsubishi Electric Corporation. Diesen Bedarf spüren auch deutsche Industrieunternehmen wie Siemens. Doch um zukünftiges Kooperations- und Geschäftspotenzial bestmöglich ausnutzen zu können, müssten auch die passenden Rahmenbedingungen und Standards gesetzt werden, betonte Michael Thomas, Leiter der Abteilung Digital Factory bei Siemens in Japan. Hier sei die Politik gefragt.
Prof. Detlef Zühlke, Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, warb daher für einen offeneren Blick Deutschlands über europäische Grenzen hinaus. Deutschland habe den Fehler gemacht, „Industrie 4.0“ „deutsch“ zu definieren. Dabei sei die Produktionstechnik heutzutage global. Um dies zu ändern, sei die Zusammenarbeit in Netzwerken wichtig – gerade für Mittelständler. Auf Seiten der Forschung seien Kooperationen möglich und funktionerten, solange man sich im vorwettbewerblichen Bereich bewege.
Ein Beispiel für funktionierende Zusammenarbeit in Netzwerken lieferte Mitsubishi mit seiner „e-f@ctory Alliance“, in der auch der deutsche Softwareanbieter EPLAN involviert ist. Probleme der Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen gebe es nicht, so Kusunoki. Man seit offener geworden.
Dass Austausch und Kooperation im Bereich „Industrie 4.0“ zwischen Deutschland und Japan ein Thema sind, dem mehr Beachtung gebührt, zeigte schon das Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Premierminister Shinzo Abe im vergangenen März, wo man über zukünftige Zusammenarbeit sprach. „Das 9. Deutsch-Japanische Wirtschaftsforum hat deutlich gezeigt, wie groß Bedarf und Potenzial in dieser Hinsicht tatsächlich sein können“, resümierte Hoffmann.

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