March 3, 2021
Industrie 4.0 und Nachhaltigkeit verbinden: Online-Konferenz der IHK mit Teilnehmern aus 38 Staaten.
Die Industrie mit ihrem hohen Verbrauch an Ressourcen arbeitet intensiv daran, die Produktionsprozesse nachhaltiger zu gestalten. Insbesondere in Deutschland und Europa werden große Anstrengungen unternommen, um die digitale Transformation und Konzepte des nachhaltigen Wirtschaftens zu verbinden. Der Kongress IPEC („International Production Environmental Community“), den die IHK Nürnberg für Mittelfranken jährlich veranstaltet und der in diesem Jahr online stattfand, nahm sich deshalb dieses Themas an. 360 Teilnehmer aus 38 Staaten hatten sich zum Kongress zugeschaltet, der von der IHK in Kooperation mit dem „Automation Valley Nordbayern“, dem Institut für Nachhaltigkeit in Nürnberg, dem VDE Nordbayern sowie dem Enterprise Europe Network / Bayern Innovativ GmbH durchgeführt wurde. Moderiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Alexander Pflaum, Leiter der Arbeitsgruppe Supply Chain Services am Fraunhofer-Institut IIS.
„Industrie 4.0 bietet vielfältige Lösungsansätze, um Produktivität und Wirtschaftswachstum zu steigern und gleichzeitig auch den Leitprinzipien der Nachhaltigkeit gerecht zu werden“, betonte Dr. Ronald Künneth, Experte für Industrie 4.0 und Automatisierungstechnik bei der IHK, bei der Begrüßung. Die IPEC biete die Gelegenheit, anhand von Beispielen aus unterschiedlichen EU-Staaten voneinander zu lernen.
Wie Geschäftsmodelle für eine nachhaltige digitale Produktion aussehen können, skizzierte Dr. Dina Barbian, Leiterin des Instituts für Nachhaltigkeit (www.nachhaltigkeit2050.de). Hierzu gehören neue Fertigungsverfahren, die auch die ressourcenschonende Herstellung von Produkten mit komplexen geometrischen Strukturen ermöglichen. Als Beispiel nannte sie Kühlsysteme mit bionischen Metallstrukturen: Diese werden im Konstruktionsprozess mit Algorithmen auf Funktionalität und Gewicht optimiert und anschließend additiv gefertigt. Ein Aspekt der Nachhaltigkeit sei auch der Arbeitsschutz: Roboter können dem Menschen gefährliche Arbeiten abnehmen oder ihn bei schweren Arbeiten unterstützen. Ein Beispiel ist der Einsatz von Roboteranzügen (Exoskeletten), die das Heben von Lasten erleichtern.
Vorgestellt wurden auf dem Kongress Projekte aus mehreren EU-Staaten, die beispielhaft aufzeigten, wie die Digitalisierung das nachhaltige Wirtschaften voranbringen kann: Stijn van Els, Direktor des Hafens Rotterdam, präsentierte einen Aktionsplan, um den größten Hafen Europas inklusive der 3 000 dort tätigen Unternehmen und der mit ihnen verbundenen Transportlogistik bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu machen. Dies soll auch durch den Einsatz digitaler Technologien wie Blockchain, autonomes Fahren und Internet of Things gelingen. Zudem soll der Hafen Rotterdam zu einer internationalen Drehscheibe für Wasserstoff werden, bei der Import, Produktion, Nutzung, Handel und Transit des Energieträgers zusammenkommen.
Die Blockchain-Technologie eignet sich nicht nur für Kryptowährungen, sondern auch zur Rückverfolgung, Sicherung und Optimierung von Lieferketten, wie Thomas Olofsson, Technologie-Chef des amerikanisch-schwedischen Unternehmens BTblock LLC, berichtete. Mit Hilfe einer Blockchain könne z. B. die gesamte Lieferkette in der Papierindustrie – von der Forstbewirtschaftung über die Zellstoff- und Papierindustrie bis zum fertigen Produkt – vertrauenswürdig, sicher und zeitnah verfolgt werden.
In älteren Produktionsanlagen steckt oft ein großes Potenzial, um die Energieeffizienz zu steigern, Stillstandszeiten zu verringern und die Produktion flexibler zu gestalten. Dies sollte insbesondere dann bedacht werden, wenn eine Modernisierung oder Erweiterung solcher Anlagen ansteht, empfahl Meelis Viisileht, CEO von Teamwork Engineering aus Estland. Er präsentierte ein elegantes Verfahren, um die Modernisierung und Erweiterung von Altanlagen effizient zu planen. Die bestehende Anlage wird mit einem 3D-Laserscan vermessen, dann wird aus den Daten ein digitales Modell generiert, das danach um die neuen Komponenten erweitert werden kann. Diese digitale Planung beschleunigt und erleichtert die Nachrüstung von Anlagen (sogenanntes Retrofit).
Prof. Dr. Tim C. McAloone von der Technical University of Denmark hat einen Werkzeugkasten entwickelt (www.matche.dk), der Unternehmen eine kostenfreie Hilfe beim Weg in die Kreislaufwirtschaft bietet. Einer der Partner ist das Pharmaunternehmen Novo Nordisk, das mit der Strategie „Circular for Zero“ seine Umweltauswirkungen auf null reduzieren will.
Andreas Elm von Ekkono Solutions aus Schweden präsentierte eine Software-Lösung, mit der maschinelles Lernen schnell und einfach in Geräte integriert wird. Auf diese Weise lässt sich beispielsweise der Schadstoffausstoß in Turbinen reduzieren.
Radoslav Mizera, Partner von „The Cleantech Company“ (Finnland/Slowakei), stellte die virtuelle Kollaborations-Plattform „Solved“ vor, die auf über 10 000 Experten aus dem Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit zurückgreifen kann. Mit Hilfe der Plattform wurden bereits zahlreiche Projekte umgesetzt, wie beispielsweise ein Frühwarnsystem vor Überschwemmungen auf Basis von vernetzten Sensor-Technologien.
Abschließend erläuterte Dr. Markus Döbbelin, Projektmanager bei der Bayern Innovativ GmbH in Nürnberg, das Angebot des Enterprise Europe Network (EEN) – einer Initiative der EU-Kommission. Bayern Innovativ ist einer der EEN-Partner und unterstützt kleine und mittlere Unternehmen u. a. bei ihren Aktivitäten in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Das EEN betreibt nach Worten Döbbelins die größte Online-Datenbank für geschäftliche Kooperationen in Europa, auf die Unternehmen kostenfrei zugreifen können (https://een.ec.europa.eu/partners).
Der IPEC-Kongress bot den Teilnehmern auch die Möglichkeit, online mit potenziellen Partnern zu diskutieren. Die IHK hatte im Vorfeld zusammen mit dem EEN rund 150 Online-Einzelgespräche zwischen den Teilnehmern vermittelt sowie einen virtuellen Marktplatz eingerichtet, auf dem mehr als 200 Projektideen präsentiert wurden. Weiter Informationen unter: https://ipec2021.b2match.io
Veranstalter | Organizer:
Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken, vertreten durch den Präsidenten Dr. Armin Zitzmann und den Hauptgeschäftsführer Markus Lötzsch. Hauptmarkt 25/27, 90403 Nürnberg.
For organizational questions please contact:
Dr. Ronald Künneth | Christian Seitz, Dipl.-Pol. Univ. (Innovationsmanager IHK)
Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken
Geschäftsbereich Innovation | Umwelt
Hauptmark 25/27
90403 Nürnberg
Tel. +49 (0)911 1335-1297 | 1213
email: info@automation-valley.de
For content related questions please contact.
Dr. Dina Barbian
Spokeswoman Network Digitalization & Sustainability, VDE Association for Electrical, Electronic & Information Technologies Northern Bavaria
Institute Director of the Institute for Sustainability
For questions concerning the partnering event please contact:
Enterprise Europe Network / Bayern Innovativ GmbH
Bianca Trummer
Tel. +49 (0)911 20671-235
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