Die Trips Group automatisiert seit über 30 Jahren Maschinen und Anlagen der Prozess- und Fertigungsindustrie. Rund 230 Mitarbeiter arbeiten an den Stand- orten Grafenrheinfeld, Augsburg und Wülfrath zusammen. Sie programmieren Steuerungen und Prozessleitsysteme, projektieren und fertigen Schaltanlagen und nehmen die Systeme weltweit in Betrieb.
Frau Martinelli, erzählen Sie uns kurz, wo und in welcher Form Sie in Ihrem Unternehmen Flüchtlinge beschäftigen?
Wir haben Nedal Othman als ersten Auszubildenden für den Beruf „Elektroniker Automatisierungstechnik“ eingestellt. Zudem hat im November 2016 Saeed Shams seine Umschulung bei uns begonnen.
Wie kam es dazu?
Nedal hat im Vorfeld ein Eingliederungspraktikum in der Zeit von Februar bis August bei uns gemacht. Das Praktikum hat ihm sehr gut gefallen. Er hat uns von seinen praktischen Fähigkeiten überzeugt und wir haben uns dann dafür entschieden, ihm den Ausbildungsplatz anzubieten. Saeed haben wir über die Ausbildungsmesse auf der Maininsel in Schweinfurt kennengelernt.
Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der Integration in den Betrieb machen können? Was sind ihre ersten Eindrücke?
Ich würde wirklich gerne hervorheben, wie engagiert und motiviert Nedal ist. Das ist wirklich beeindruckend. Er ist jetzt seit zwei Jahren in Deutschland und spricht schon sehr gut deutsch, ebenso Saeed. Fachlich sehen wir bei Nedal keine größeren Probleme, schulisch benötigt er noch Unterstützung. In das Team integriert sich Nedal ebenfalls absolut problemlos.
Wie begleiten Sie den Integrationsprozess?
Jetzt gilt es vor allem, ihm den schulischen Werdegang zu erleichtern, weil er sich Gedanken macht, dem Schulstoff folgen zu können. Hierbei unterstützen wir den Integrationsprozess im Unternehmen vor allem durch die zwei Ausbildungsleiter (Tobias Brünner und Ambrosius Friedrich), die sehr viel abdecken. Zudem haben wir jeden Donnerstag innerbetrieblichen Unterricht, um eben genau den Fachwortschatz und die Schulinhalte zu wiederholen und zu vertiefen. Nedal bekommt ausbildungs-begleitende Hilfen. Das bedeutet, er kann zusätzlich Nachhilfe- und Deutschunterricht in Anspruch nehmen. Wir stehen im aktiven Austausch mit der Berufsschule. Somit bekommen wir es gleich mit, wo eventuell noch einmal vertieft gearbeitet werden muss.
Essenziell für den Integrationsprozess ist es, dass man dem Auszubildenden Selbstvertrauen gibt und Mut zuspricht, dass wir das zusammen hin bekommen. Ebenso bedeutend ist, dass Nedal einen Ansprechpartner während der Ausbildung hat. Intern übernehmen die Ausbildungsleiter und ich diese Funktion.
Wie bewerten Sie den Aufwand für den Betrieb? Lohnt es sich?
Für den Betrieb ist es ein erhöhter Aufwand auch dadurch, dass der sprachliche Aspekt noch dazu kommt. Man muss immer sicherstellen, dass Nedal die Ausbildungsinhalte verstanden hat. Aber es ist keineswegs so, dass es sich nicht lohnt. Unser Azubi ist hochmotiviert. Das wird sich auf jeden Fall auszahlen.
Haben Sie Tipps für Ausbildungsbetriebe, die überlegen Flüchtlinge auszubilden? (Was war hilfreich, was hat sich bewährt, was vielleicht weniger?)
Wir haben als Betrieb gemerkt, dass es enorm hilft, wenn der Auszubildende einen Ansprechpartner hat, der ihm in jeglichen Fragen mit Rat und Tat zur Seite steht, auch unabhängig von der Ausbildung. Vor allem wenn jemand das deutsche System nicht kennt, benötigt er Unterstützung. Man muss sich bewusst machen, dass er in einer komplett anderen Kultur ankommt, die er erst einmal kennen lernen muss.
Würden Sie es wieder tun?
Auf jeden Fall. Herausfordernd war es allerdings, mit der Tatsache umzugehen, dass Nedal noch keine unbefristete Aufenthaltserlaubnis hat. Trotzdem haben uns die Ausländerbehörde und auch die Berufsschule gut unterstützt.
Nedal ist ein offener und lebensfroher Mensch, der Dankbarkeit ausstrahlt. Es ist faszinierend zu sehen, wie motiviert er ist und wie schnell er Deutsch gelernt hat – für unseren Betrieb auf jeden Fall eine Bereicherung.
Frau Martinelli, herzlichen Dank für das Interview.
Das Interview führte Carolin Tschapka, Ausbildungsakquisiteurin für Flüchtlinge bei der IHK Würzburg-Schweinfurt.